Produkte im Baukastensystem

Als reiner Händler, der nichts selbst herstellt hätte ich nicht gedacht, dass ich das je brauchen werde, aber oft kommt es anders. Ich habe einen neuen Lieferanten, der Produkte im Baukastensystem anbietet. Mir ist noch nicht ganz klar, wie ich das in Dolibarr einrichte.

Es gibt ca. 30 Einzelteile, die lege ich natürlich als Produkte an, damit ich sie beim Lieferanten bestellen und die Lagerstände verwalten kann. Die fertigen Produkte, die ich verkaufe, bestehen aus 3 bis 8 verschiedenen dieser Einzelteile und werden erst bei Bestellung zusammengebaut. Auf den Dokumenten für die Kunden sollen nur die fertigen Produkte aufscheinen, nicht die Einzelteile. Beim Verkauf eines Produktes sollen die Lagerstände der entsprechenden Einzelteile reduziert werden.

Jetzt muss ich irgendwie festlegen, aus welchen Einzelteilen ein fertiges Produkt besteht. Benötige ich dazu das Stücklistenmodul? Muss ich für die Lagerstandsanpassung auch das Fertigungsmodul aktivieren? Ich benötige keine gedruckten Stücklisten oder Fertigungsaufträge.

Hallo Andreas,

klingt für mich so, als ob die standardmäßige Produkt-Funktion der Sets/Kits/Sätze bei Dir reichen könnte:

  1. Komponenten des Baukastens als Produkte anlegen
  2. für das, was dem Kunden ausgeliefert wird, ein neues Produkt erstellen und unter dem Tab Sets/Sätze die Bestandteile festlegen

Sets sind ohne Fertigungsschritt gedacht. Sie sorgen hauptsächlich dafür, dass bei ihrem Verkauf die Bestände der enthaltenen Komponenten reduziert werden.

Es kommt letztlich darauf an, ob jeder Kunde eine ganz individuelle Kombination der Komponenten bekommt, oder ob man da eine abzählbare Menge an Kombinationen vorab festlegen kann.

Gruß

Joachim

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Hallo Joachim,

danke für Deinen, wie immer, hilfreichen Hinweis. Die Sets kannte ich noch nicht. Sie müssen erst beim Modul Produkte und Services in den Einstellungen aktiviert werden. Das sieht auf den ersten Blick sehr brauchbar aus. Ich muss da noch ein paar Dinge ausprobieren und werde melden, ob es so funktioniert hat, wie gedacht. Das wird aber noch etwas dauern.

Die Menge an möglichen Kombinationen ist im konkreten Fall durchaus ein nicht zu unterschätzender Faktor. Theoretisch gibt es weit über 1000 Kombinationsmöglichkeiten. In der Praxis sind ca. 200 davon relevant, viele davon werden aber selten vorkommen. Daher plane ich im Moment, die Sets jeweils erst dann anzulegen, wenn sie zum ersten Mal bestellt werden.

Ich hoffe, das funktioniert auch rekursiv. Wenn ein Set aus wenigen Einzelteilen und ein bis zwei Subsets bestehen kann, bin ich viel schneller am Ziel.

Andreas

Ich bin jetzt endlich so weit, die Sets auch praktisch anzuwenden. Habe heute eines der zusammengesetzten Produkte ausgeliefert. Im wesentlichen hat das mit den Sets funktioniert, wenn auch nicht ganz so, wie erwartet oder erhofft. Zur Veranschaulichung ein Beispiel:

  • Einzelteile A, B, C, D sind als Artikel angelegt und jeweils der Einkaufspreis eingetragen.
  • Zwischenprodukt X ist ein Set und besteht aus Einzelteilen A und B.
  • Endprodukt Z ist ein Set und besteht aus C, D und X.

Bei Zwischenprodukt X wird im Tab mit den Sets die Summe der Einkaufspreise der beiden Einzelteile angezeigt. Bei Endprodukt Z jedoch nur die Summe der Einzelteile C und D. Der dort angezeigte Einkaufspreis für X ist null. Das könnte ich wahrscheinlich umgehen, indem ich manuell einen Einkaufspreis für X anlege, der der Summe der Preise der Einzelteile entspricht. Das möchte ich jedoch nicht, da ich das bei jeder Preisänderung der Einzelteile anpassen müsste. Schöner wäre es, wenn die Einkaufspreise der Einzelteile bei den Subsets durchgereicht werden würden.

Nach dem Anlegen des Auftrags steht in der Auftragsliste „nicht versandfertig“, da der Lagerstand des Produkts Z auf null steht. Es sind jedoch alle Einzelteile der Sets lagernd. Es wäre schön, wenn das erkannt würde. Aus dem gleichen Grund muss ich beim Anlegen der Auslieferung die Stückzahl manuell eintragen. Damit kann ich aber leben. Die Lagerstände der End- und Zwischenprodukte werden de facto immer null sein, da ich nur die Einzelteile einlagere.

Nach dem Anlegen von Lieferschein und Rechnung und Markieren des Auftrags als verrechnet sehen die Lagerstände folgendermaßen aus: bei allen beteiligten Einzelteilen korrekt um eins reduziert. Das ist gut. Bei X und Z ist der Lagerstand allerdings -1. Das ist weniger gut.

Auf Rechnung und Lieferschein wird, wie gewünscht, jeweils nur das Endprodukt Z angeführt.

Es gibt jetzt kein prinzipielles Hindernis, aber die negativen Lagerstände sind unschön. Habe ich was falsch gemacht oder gibts einen anderen Weg?

Das genannte gilt für Dolibarr 14.0.4

Hallo Andreas,
in meinem Unternehmen ist die Aufgabenstellung sehr ähnlich wie bei dir.
Aus einzelenen Komponentne werden „Unterbaugruppen“ gefertigt und dann zu einem Endprodukt zusammengefügt.
Ich verwende hierzu die Stücklisten (BOM) und Produktionsaufträge. Dies ist zwar etwas aufwendiger hält aber die Lagerbestände korrekt.

Viele Grüße,
Kim

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Hallo Kim,

das habe ich mir schon gedacht, dass das mit Stücklisten und Fertigungsaufträgen korrekt funktioniert, weil hier beim Fertigen sozusagen die Einzelteile konsumiert werden. Danke für die Bestätigung. Ich werde trotzdem vorerst bei den Sets bleiben, da ich schon eine Menge davon angelegt habe und das nicht alles auf Stücklisten umkonfigurieren möchte. Letztenendes ist mir der Lagerstand bei den Sets relativ egal, da ich nur die Lagerstände der Einzelteile betrachte.

Interessant wird es höchstens, falls einmal ein Kunde ein zusammengesetztes Produkt zurückgeben will. Wenn ich es zurücknehme, bräuchte ich den Lagerstand bei den Sets. Da die Teile mit hochfestem Schraubenkleber verklebt werden, kann ich sie nicht mehr sinnvoll in Einzelteile zerlegen. Aber ich denke, ich werde die Endprodukte als Maßanfertigungen einstufen und im Online-Shop anführen, dass sie nicht unter das Widerrufsrecht fallen.